Minolta SR-2

 

 

Nichidoku-shashinkishoten - Japanisch-deutsches Kamerageschäft: Die erste einäugige Spiegelreflex von Minolta aus dem Jahr 1958. Rückblickend muss man anerkennend feststellen, dass Kazuo Tashima einen hervorragenden Meilenstein in der Kamerageschichte Japans produziert hatte!
Zwar existierten schon SLR's mit Pentaprismensucher von den Herstellern Zunow, Miranda und vor allem Asahi (Pentax) auf dem Markt, aber die SR-2 erschien in Japan vor den eigentlichen Konkurrenten Canonflex und Nikon F. In den USA wurden diese drei Modelle übrigens zeitgleich auf der Philadelphia Photoshow  im März 1959 vorgestellt, schon hier ein erster Hinweis auf das ewige Streben der großen Drei nach der globalen Marktführerschaft.
Auch preislich ist ein Trend festzustellen: Minolta SR-2 mit 1.8/55mm $249,50; Canonflex mit 2/50mm $299,99 sowie Nikon F mit 2/50mm $359,50.

 

Die Konkurrenz (von links nach rechts): Asahi Pentax AP (1957), Canonflex (1959) und Nikon F (1959)

 

Von der SR-2 zur SR-T 100x - Gute Gründe für den Erfolg der fast beispiellosen SR-Karriere (1959 bis 1977) mit über 3 Millionen verkauften Exemplaren:

 

Das Minolta SR-Bajonett war von Anfang an ein genialer Treffer (kurzes Auflagemaß von 43.5mm für modernere Objektive, große Durchlassöffnung für helles Sucherbild sowie komfortabel geringer Eindrehwinkel von 54° ohne nachträgliche Kupplungen), es war Garant für viele Rokkor-Generationen und blieb bis zum Produktionsende der MF-Objektive unverändert. Minolta war so stolz auf seine Konstruktion, dass mit dem "hellsten Suchersystem der Welt" geworben wurde. Als Scharfstellhilfe gab es eine zentrale Mikroprismenfläche, auf Wunsch wurde die SR-2 aber auch (ab Werk) mit Schnittbildindikator ausgeliefert.

 

Als dritte japanische Kamera überhaupt hatte die Minolta einen automatischen Rückschwingspiegel, außerdem schon eine "halbautomatische Blendensteuerung". Da mit Gebrauchsblende ausgelöst wird, änderte sich nach der Aufnahme an der Sucherhelligkeit nichts. Beim nächsten Betätigen des Schnellschalthebels (immerhin 180°) geschieht aber folgendes: 
Der Film wird weitergefördert, der Verschluss gespannt, der Filmzähler addiert eine Aufnahme dazu, und
- keineswegs eine Selbstverständlichkeit in diesen Zeiten! - öffnet sich die Objektivblende wieder auf ihre maximale Größe. Gut zu sehen an den Abbildungen: Bild 1 zeigt die SR-2 mit gespanntem Verschluss, Bild 6 direkt nach einer Auslösung. Die "vollautomatische Springblende" mit sofortiger Blendenöffnung nach der Aufnahme wurde erst ab dem nächsten Modell, der SR-1 eingeführt.

 

Obwohl die SR-2 als Systemkamera propagiert wurde, startete sie zuerst mit nur drei Objektiven: Einem 1.8/55mm (6 Linsen), einem 3,5/100mm (5 Linsen) sowie einem 5-linsigen 2,8/135mm. Die Objektive waren halbautomatische Auto-Rokkore (immer maximale Sucherhelligkeit bis zur Aufnahme), während später noch ein einfacher aufgebautes 4,0/135mm mit manueller Blendenvorwahl addiert wurde (im Bild links): Am vorderen Blendenring wird (bei voller Sucherhelligkeit) die gewünschte Blende eingestellt, am Chromring dahinter erst kurz vor der Aufnahme geschlossen.

 

Weitere - lichtstarke - Objektive waren geplant: 1.5/55mm, 1.8/85mm, 2.0/100mm, 2.5/180mm sowie 4.0/250mm, aber bis auf das 4.0/250mm und das 2.0/100mm hat es keines dieser Rokkore je zur Serienreife gebracht. In den USA konnte man 1960 (zusätzlich zu den schon oben erwähnten Objektiven) noch folgende kaufen: 2.8/35mm, 4.0/100mm, 3.5/200mm sowie 5.6/600mm. Mit manueller Blendenvorwahl (Bezeichnung: Rokkor) arbeitete das 4.0/100er, das oben schon erwähnte 135er und das 600er, die anderen Objektive waren alle Auto-Rokkore. Interessant ist der mechanische Unterschied der beiden Objektivserien: Bei den Auto-Rokkoren schließt man die Blende mit der bekannten Linksdrehung, bei den manuellen Rokkoren hingegen nach rechts.
Das erste Zoom-Rokkor ist das 1962 erschienene 3.5/80-160mm. Dieses Objektiv kostete in den USA $399,50 und war ein 1.35kg schweres 2-Ring Zoom mit 15 Linsen in 10 Gruppen, ein weiteres Zoom späterer Tage ist das 3.5/50-100mm.

 

 

Altbekanntes nach dem Öffnen der Rückwand, schon damals durch Anheben der Rückspulkurbel: Feinpolierte Film-Andruckschienen, Tuchschlitzverschluss und die typische Aufwickelspule. Das rechteckige Sucherokular wurde erst 1965 eingeführt.

 

 

Die Rückspulkurbel ist großzügig dimensioniert, der Filmzähler auf der linken Seite dank Lupe leicht abzulesen. Die Markierung unterhalb der Seriennummer kennzeichnet die genaue Lage des Filmstreifens, wichtig für Abstandsmessungen bei Makroaufnahmen. Das Zeitenrad auf der rechten Seite trägt oben die Belichtungszeiten und am Rand die Lichtwerte (LV) und muss zum Verstellen angehoben werden. Interessant ist die Namensgebung der frühen SR-T's:
Neben dem Warenzeichen Minolta stand zusätzlich noch der Firmenname auf der Deckkappe. Dieser lautete von 1937 bis 1962 "Chiyoda Kogaku", daher ist auf den Kameras bis 1957 "Chiyoko" als zusammengezogene Kurzform eingraviert, von 1957 bis 1962 dann, wie auf dem Photo oben, die komplette Firmenbezeichnung. Erst 1962 wurde dann der Firmenname in "Minolta" umgewandelt und endlich mit dem Warenzeichen identisch.

 

 

Um den Blendenring der frühen Auto-Rokkore zu verstellen, muss am Objektiv der verchromte Hebel gegenüber dem roten Index gedrückt werden (nicht zu verwechseln mit der Abblendtaste an anderer Stelle). Schon damals gab es die Anschlussmöglichkeiten sowohl für Elektronenblitzgeräte als auch für langabbrennende Blitzlampen.

 

 

Und hier ist sie nun, die heimliche Sensation: Schon die allererste Minolta-SLR wurde für den Motorantrieb konzipiert!! Das Loch in der Bodenplatte belegt, dass (wie in dem Handout zur SR-3) eine recht komplexe  Lösung angedacht wurde, die jedoch wegen verschiedener Schwierigkeiten nie richtig in Serie ging. Hier hatte die Nikon F mit der ansetzbaren Motorisierung die Nase vorn (und begründete spätestens jetzt ihren professionellen Anspruch und Erfolg).
Schon in der ersten Anzeige zur SR-2 war die Planung zum Motorantrieb erkennbar, aber Minolta entschied sich erst 1970(!) mit der bekannten Argumentation zur Dauerbetriebssicherheit für die festeingebaute Variante und brachte die SR-M auf den Markt - der Kampf um den Profimarkt war leider schon entschieden...
Nahezu alle Hersteller dieser Tage lieferten ihre Kameras im Chrom-Finish aus, eine absolute Top-Rarität ist daher die SR-2 black!

 

Stabile und gut verarbeitete SR-2 Ledertasche mit Metallverstärkung

 


 

 

Die ersten Rokkore (von links nach rechts): 2.8/35mm, 4.0/135mm, 1.8/55mm, 5.6/100-200mm sowie 3.5/100mm.

 

 

Das erste SLR-Weitwinkel von Minolta, das Auto-W.Rokkor 2.8/35mm HG mit optischen Aufbau aus 7 Linsen in 6 Baugruppen. Technische Daten: Gewicht 300g, Nahgrenze 0.4m, Filtergewinde 55mm. Auch hier ist die Blendenverstellung wieder nur bei gedrückter Verriegelungstaste möglich, die Rastung erfolgt in vollen Stufen.

 

 

Im Gegensatz dazu eines der (preiswerteren) Rokkore mit manueller Blendenvorwahl: Das W.Rokkor 4.0/35mm QE.
Auch hier die technischen Daten: Gewicht 210g, Nahgrenze 0.4m, Filtergewinde 55mm. Optischer Aufbau aus
5 Linsen in 4 Gruppen. Daneben wieder die robusten braunen Lederköcher.

 

 

Minoltas erstes SLR-Portraitobjektiv, das Auto Tele-Rokkor 3.5/100mm QE (wieder 5 Linsen in 4 Gruppen).
Gewicht 310g, Nahgrenze 1.2m, Filtergewinde 55mm. Für die Bedienung dieses Teles gilt das gleiche wie für das Auto W.Rokkor 2.8/35mm.

 

 

Rokkor 4.0/135mm mit manueller Blendenvorwahl. Optischer Aufbau aus 3 Linsen in 3 Gruppen, Gewicht 380g, Nahgrenze 1.5m, Filtergewinde 46mm.

 

 

Eines der ersten Schiebezooms, das Zoom-Rokkor 5.6/100-200mm. Gewicht 535g, Nahgrenze 2.0m, Filtergewinde 52mm mit optischen Aufbau aus 8 Linsen in 5 Baugruppen. Interessant ist, dass es stets ein Zoom mit gleichen Eckdaten bis hin zum Produktionsende der manuellen Objektive in den 80ern gab, sogar die Fassung mit dem "Brennweitenfenster" (Bild rechts) blieb größtenteils erhalten. Trotz vieler anderer, modernerer MD-Konstruktionen erfüllte es also jahrzehntelang immer einen gewissen (Low Budget?)-Status in Minoltas Zoomobjektiv-Geschichte.
Ein weiteres interessantes Objektiv dieser frühen Tage: Das (manuelle) Macro-Rokkor 3.5/50mm!

 

 

Das erste Handbuch zur SR-2 mit optionalem Zubehör und dem neueren Auto Tele-Rokkor 2.8/135mm. Auch hier ist die Bemühung von "Chiyoda Kogaku Seiko Kabushiki Kaisha" zu erkennen, ein komplettes Spiegelreflexsystem für (semi)professionelle Fotografie zu lancieren!
Nach dem Erscheinen der etwas einfacher ausgestatteten SR-1 aus dem Jahr 1959 kam dann 1960 die SR-3 mit verschiedenen aufsteckbaren Belichtungsmessern auf den Markt. Weitere Meilensteine waren die SR-7 (1962) mit eingebautem, aber nicht durch das Objektiv messenden CDS-Belichtungsmesser und die aufgewertete
SR-1s, bis dann zur Photokina 1966 der endgültige Durchbruch mit der legendären SR-T 101 gelang. Diese Kamera besaß alles, was die SR-T's auch heute noch zu vollwertigen (Zweit?)-Kameras macht: Offenblendemessung durch das Objektiv mit MC-Blendenkupplung, CLC-Kontrastausgleich durch zwei
CDS-Zellen (eine der ersten Mehrfeldmessungen!), Abblendtaste, Nachführ-Belichtungssteuerung, manuelle Spiegelarretierung und eine fast unverwüstlich gute Verarbeitung.
Erst als 1981 die X-700 erschien, wurde die Produktion des robusten Klassikers (inzwischen als SR-T 100x) eingestellt. Ohne Übertreibung waren genau diese Kameragenerationen die Ursache für den Welterfolg der Marke Minolta und haben tatkräftig mitgeholfen, neben den Sucherkameras das (in Deutschland noch nicht unumstrittene!) Thema Spiegelreflex-Fotografie in einer breiten Bevölkerungsschicht zu etablieren.

 

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Volker Fabian / 26.12.2001